St. Katherine – Kloster

Es gibt für diesen Ort viele Schreibweisen – selbst auf staatlichen Straßenschildern. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt:

St Kathreen Sankt Catherine St. Catreen Saint Catrein

 

Üblicherweise schreibt man das Katharinenkloster im Englischen „St. Catherine“, das danebenliegende Städtchen schreibt sich „St. Katherine“.

 

Das Kloster

Das Kloster wurde an der Stelle errichtet, wo – gemäß dem Buch Exodus im Alten Testament – Gott aus einem brennenden Dornbusch heraus zu Moses gesprochen hat.

Nicht weit vom Kloster geht es auf den sogenannten Mosesberg, der auch als Berg Horeb bezeichnet wird.

Dort erhielt Moses die Tafeln mit den zehn Geboten, nachdem er das Volk Israel erfolgreich aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt hatte.

Schon in der Frühzeit des Christentums ließen sich Einsiedler in der Umgebung dieses Ortes nieder. Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin des Großen ließ im vierten Jahrhundert dort eine Kapelle errichten und auch einen Turm, welcher den Mönchen bei Angriffen Schutz bieten sollte. Angegriffen wurden die Mönche laut alter Berichte immer wieder. Dabei wurden ihnen nicht nur ihre Essensvorräte geraubt, sondern es soll dabei auch zu regelrechten Massakern gekommen sein, so berichtet es etwas Nailos vom Sinai.

Schließlich schlossen sich die Mönche zusammen und baten Kaiser Justinian I. um einen Schutzbau. 548 begann der Bau des Klosters, welches aussieht wie eine Burgfestung. Die meterdicken Granitmauern sind bis 20 Meter hoch und umfassen auf über 300 Metern Gesamtlänge den Komplex aus Kloster, Basilika, Wohntrakt und vielen weiteren Gebäuden.

Etliche Teile des Baus sind bis heute im Original erhalten. Das berühmte Mosaik der Verklärung über dem Altarbereich stammt auch noch aus dieser Zeit und musste erst wenige Male restauriert werden.

Das Kloster war ursprünglich der Muttergottes geweiht, wurde aber später (11. Jh.) mit der Geschichte der Katharina von Alexandrien verknüpft.

„Saint Catherine“ ist zusammen mit Feiran und Al-Tur das kleinste Erzbistum der Welt. Seine Eminenz Erzbischof Damianos ist gleichzeitig (seit 1973) der Abt der Mönchsgemeinde und Erzbischof von Saint Catherine.

Das Kloster war nicht nur durch seinen starken Bau und seine abgelegene Lage in der Bergeinsamkeit geschützt, sondern es kann auch einen Schutzbrief des Propheten Mohammed vorweisen. Darin wird den Mönchen jeder nur erdenkliche Schutz zugesagt. So konnte der Klosterbetrieb selbst während der muslimischen Eroberung Nordafrikas und danach durch all die Jahrhunderte bis heute erhalten werden.

Auch seine einzigartigen Ikonen konnten dem „Bildersturm“ (8. Jh.) entgehen und blieben bis heute erhalten. Es handelt sich um etwa 2000 Exemplare, die ältesten von ihnen aus dem 6. Jh.

Bemerkenswert zu erwähnen ist Bruder Justin. Als Amerikaner hätte er eigentlich gar nicht Teil der griechisch-orthodoxen Mönchsgemeinde werden können, aber er soll seinerzeit so unbedarft und voller Begeisterung für den Ort und seine altehrwürdige Bibliothek an die Tür geklopft haben, dass man ihn doch aufnahm. Heute kümmert er sich voller Enthusiasmus um die Verwaltung der Bibliothek, digitalisiert und katalogisiert unermüdlich die alten Schriften des Klosters. Der britische Prince Charles ist ein leidenschaftlicher Unterstützer des Klosters und der Bibliothek.

 

Katharina lebte im 4. Jh. und war eine Tochter aus reichem königlichen Hause, schön und sehr gebildet, heißt es. Sie hatte viele Disziplinen studiert: Kunst, Naturwissenschaft, Rhetorik, Poesie, Mathematik, Philosophie. Man wollte sie von ihrem christlichen Glauben abbringen und versuchte es mit einer Anzahl hoher Gelehrter, die auf sie einredeten.

Sie aber bekehrt stattdessen die klugen Herren zum Christentum und wird schließlich aufs Rad gebunden. Das Rad zerbricht, da wird ihr der Kopf abgeschlagen. 500 Jahre nach ihrem Märtyrertod wird ihr Leichnam von den Mönchen geborgen und ins Kloster gebracht, das seither unter dem Namen Katharinenkloster bekannt ist. Heute findet man Reliquien der Heiligen überall, vor allem in Frankreich.

Seit 2002 ist das Kloster UNESCO Weltkulturerbe.

 

Den Mönchen gelang es, den Bau einer Seilbahn auf den Mosesberg, Helikopterflüge für Touristen über dem Kloster und dem Berg und einigen anderen Unsinn zu verhindern – betrachten sie ihren Ort doch als einen der Stille und Einkehr. Was sie aber nicht verhindern können ist der gewaltige Strom von Besuchern, der sich nachts wie eine gigantische Ameisentrasse auf den Berg geradezu hinaufwälzt, dort den Sonnenaufgang bestaunt, sich dann wieder hinunterwälzt und dann durch die Klosteranlage und die Basilika fließt. Bis zu 2000 Besucher sind es am Tag, wobei die Besucherzahlen seit der missglückten Revolution 2011 stark zurückgegangen sind. Diese Menschen, von denen einige „echte“ Pilger sind, einige einfach Abwechslung zum Pool suchen und nur den schönen Sonnenaufgang bewundern wollen oder sonst irgendwelche Beweggründe haben kommen aus Russland, China, Korea, Israel, Ägypten, Zaire, Europa, USA u.v.a.

 

Schatzkammer (Museum)

2001 wurde die „Heilige Sakristei“ eingeweiht, ein sehr schöne und professionell ausgestattete Ausstellung, in der auf mehrere Räume verteilt alte Schätze des Klosters gezeigt werden. Dazu gehören natürlich an erster Stelle die einzigartigen Ikonen, aber auch wertvolle Metallarbeiten, prächtige Textilien und uralte Manuskripte.

Neben der Längsseite der Basilika führt eine Treppe nach oben zu der Ausstellung.

Der Besuch des Klosters (bzw. der Basilika) ist kostenlos. Die Ausstellung kostet ein kleines Eintrittsgeld. Der Besuch empfiehlt sich unbedingt, man sollte sich aber vorher über die Öffnungszeiten informieren.

 

Aaronsgrab

Moses’ Bruder Aaron war laut alttestamentarischer Tradition von Gott persönlich zum Hohepriester erklärt worden. Für die Muslime ist er einer der Propheten. Er stand Moses hilfreich zur Seite, aber beide konnten das Gelobte Land nicht mehr sehen.

 

Es existieren zwei Grabstätten, die man als das Aaronsgrab ansieht: Eine befindet sich in Jordanien und die andere in unmittelbarer Nähe zum Katharinenkloster. Bei dem Rondell am Ortseingang, wo die Straße zum Kloster abgeht sieht man auf einem Hügel zwei Bauten. Der eine ist rund: das ist die muslimische Grabstätte, in der sich tatsächlich ein Sarkophag befindet. Das andere Gebäude hat eine viereckige Form. Das ist die Aarons-Kapelle, die an den Tanz der Kinder Israels ums Goldene Kalb erinnert.

 

Besucherzentrum

Nicht weit vom Katharinenkloster und von dem Rondell zu Füßen des Hügels mit dem Aaronsgrab, also am Ortseingang der Stadt St. Katherine liegt das Besucherzentrum (Visitor Centre), dessen fünf Themenhäuser im nabatäischen Stil gebaut wurden. Man erfährt Interessantes über den Naturpark St. Katherine, über Naturgeschichte und Archäologie der Region, über Kultur und Lebensweise der Beduinen und über das Kloster. Der Besuch des Zentrums ist sehr zu empfehlen, allerdings muss man erst denjenigen finden, der einem aufschließt. Meistens erhält man dann auch eine spannende Führung von einem begeisterten Naturwissenschaftler.

Diese Nummer könnte helfen: 002-069-3470032 oder 002-01012486228

 

Die Stadt

 

Die Stadt St. Katherine ist nicht weit vom Kloster und liegt auf 1600 Metern Höhe. Im Winter können die Temperaturen auf bis zu – 10o C sinken und es gibt durchaus manchmal Schnee. Im Sommer kann es über 30o C werden. Im dem Städtchen mit einigen tausend Einwohnern gibt es ein kleines Krankenhaus, einen Militärstützpunkt, eine Schule, ein Postamt, eine Bäckerei, eine Tankstelle, usw. Es gibt mehrere kleine Läden und einen Beduinen-Outdoor-Laden, der alles verkauft, was man auf Bergtour und zum Leben in einem Garten gebrauchen könnte, dazu auch alles rund ums Kamel. Man findet etliche Hotels und Restaurants unterschiedlicher Kategorien.

Den Hauptteil der Stadtbewohner stellen die einheimischen Beduinen. Weniger zahlreich sind die nicht-beduinischen Ägypter. Alle wohnen in festen, teilweise sehr modern eingerichteten Häusern. Die Kinder gehen in Kindergarten und Schule. Viele Beduinenfrauen stellen Handarbeiten her (Perlenschmuck, Taschen, bestickte Tücher).

Die Vermarktung geschieht teilweise direkt vor Ort, teilweise in anderen Teilen des Sinai oder in Cairo, aber auch in Europa und Russland.

 

Tipps für den Besuch des Klosters und seiner Umgebung

 

St. Katherine und das Kloster verdienen es, dass man sich für einen Besuch mindestens einen ganzen Tag Zeit nimmt und über Nacht bleibt. Es gibt zahlreiche Unterkünfte, auch das Kloster selbst hat ein modernes Gästehaus. (Tel: 0020693470353, Fax: 0020693470343) Etwa 2-Sterne-Standard. Griechisch-Kenntnisse sind nützlich.

 

Weitere Unterkünfte

 

St. Catherine Tourist Village (Wadi Raha Hotel)

 

El Wady El Mouqudess Hotel

 

Daniela Village

 

Morgenland Village

 

Catherine Plaza Hotel

 

Von Beduinen geführte Unterkünfte

 

Bedouin Camp Sheik Mousa

 

Desert Fox Camp

 

Safari Moonland Camp

 

Al Karm Ecolodge (außerhalb: Wadi Gharba)

 

Mount Sinai Ecolodge (außerhalb des Ortes, nur mit Anmeldung)

 

Eid Lodge (außerhalb des Ortes, mit Anmeldung)

 

Die Camps bieten Zimmer unterschiedlicher Kategorien, teils mit eigenem Bad und WC, alles in einfacher Ausstattung.

 

Die Ecolodges sind etwas uriger und eben Ökostandard. Sehr schön. Die Gäste benutzen das Bad gemeinsam. Um zu den Eco-Lodges zu gelangen braucht man entweder einen Führer und Bereitschaft für einen langen Fußmarsch oder man läßt sich mit einem Wagen hinbringen. Es ist sehr reizvoll, einige Tage so mitten in der Wüste zu wohnen.

 

Informationen unter http://st-katherine.net/en/accommodation/

 

Mögliche Unternehmungen: 

 

Katharinenkloster mit Museum

(Nur vormittags geöffnet. Fr, So und an griechisch-orthodoxen Feiertagen geschlossen!)

 

Besteigung des Mosesbergs

ca. 600 Höhenmeter vom Kloster aus; durchschnittliche Kondition und gute Kniegelenke erforderlich. Mit Führer (das ist Vorschrift)

 

Besucherzentrum (Museum mit Themenpavillons)

Medical Plants Project und Handarbeitszentren

Tageswanderungen in der Umgebung (Mit Führer)

 

Wenn Sie spontan vor Ort etwas organisieren wollen gehen Sie einfach zum Sheikh Musa Camp oder zum Garten von Ahmad Saleh („Doktor Ahmad“). Sie können sich durchfragen, jeder kann Ihnen den Weg zeigen.