Beduinen im Sinai

Seit 1991 lebe ich jedes Jahr für mehrere Wochen oder Monate bei den Beduinen im Sinai. Ich habe ihre Sprache gelernt, einen arabischen Dialekt. In unzähligen Gesprächen mit den Menschen habe ich ihre Kultur kennengelernt und stets versucht, Antworten auf meine Fragen zu finden. Ich bin immer als „Teilnehmender Beobachter“ dabei – so nennen wir Ethnologen es – und habe mich bemüht, ihre Wahrnehmung und ihre Interpretation der Welt zu verstehen. Zu Hause las ich fast alles, was man an Büchern und Aufsätzen über diese Menschen und ihr Land finden kann.

Ich habezur Kultur der Beduinen veröffentlicht Fragen, die ich immer wieder höre Auf viele Fragen finden Sie auch Antwort im Kleinen Sinai-Begleiter

Einige wichtige Ausdrücke

Bismillah: Im Namen Gottes

Für die Beduinen spielt der Islam eine wichtige Rolle. Die Gott ergebene Haltung spiegelt sich in vielen kleinen, aber bedeutsamen Worten wider. Vor vielen Handlungen sagt man: bismillah, also: „Im Namen Gottes“. Zum Beispiel vor dem Wasser trinken, beim Beginn des Essens, vor Beginn einer Arbeit, im Auto beim Antritt einer Fahrt oder wenn ein Tier geschächtet wird: alle diese Handlungen führt man im Namen Gottes aus.

Nach der Handlung sagt man alhamdulillah, „Lob sei Gott“.

Alhamdulillah: Lob sei Gott

Auf die Frage nach dem Befinden antwortet man eigentlich immer mit „Lob sei Gott“. Man soll Gott immer loben und ihm danken, auch wenn er ein schlimmes Schicksal für einen vorgesehen hat. Ich war zufällig bei meiner Adoptiv-Schwester Malka über Nacht, als ihr Säugling den plötzlichen Kindstod starb. Ich saß neben ihr, als sie – mit den Tränen kämpfend – rief: „Lob sei Gott! Er ist allmächtig. Er hat mir das Kind genommen. Aber er war es auch, der es mir gegeben hat, al-hamdulillah!

Inshallah, Wenn Gott will

Diese Formel kann anstelle von „ja“ oder „nein“ benutzt werden. Zum Beispiel wenn es um eine Verabredung geht. Man bemüht sich durchaus, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten zu Ort sein, weiß aber nie, ob es Gottes Wille ist, dass man ankommt. Ein Mensch kann nie sagen: „Ich komme morgen Früh ganz sicher bei dir vorbei“, da es nicht in seiner Hand liegt, ob er das Vorhaben ausführen kann. inshallah ist Zeichen der absoluten Ergebenheit in Gottes Willen und die Anerkennung des Umstandes, dass nicht der Mensch Herr seines Schicksals ist.

Wenn jemand mich einlädt, den ich gar nicht besuchen will kann ich trotzdem sagen: „Inshallah“ – das ist höflicher, als direkt zu sagen, dass man nicht kommen will.

Allahu a’alam: Gott weiß es besser.

Das sagt man, wenn man eine Frage nicht beantworten kann. Oder wenn man sich in einer Sache ziemlich sicher ist, aber doch nicht 100 %. Man will damit ausdrücken: Gott selbst ist der Einzige, der etwas zu 100% wissen kann.

Yallah! Hopp hopp! Auf geht’s! Mach schon!

Yallah ist ein Ruf der Ungeduld. Häufig sind es Mütter, die ihre Kinder zu etwas anspornen oder genervt sind, weil sie etwas schon zehnmal gesagt haben, ohne dass eine Reaktion erfolgt ist. Wenn man aufbrechen will und einer, auf den man wartet nicht kommt ruft man yallah!

Aber auch in einem anderen Zusammenhang wird es benützt. Zum Beispiel, wenn man etwas gerne haben will, es einem aber nicht zugestanden wird, z.B. von der Familie oder von der Regierung und wenn man seine Resignation ausdrücken will. Hier bedeutet yallah „Was soll’s? Wozu aufregen – ich kann eh nichts machen.“ Also: Ergebenheit ins Schicksal.